Begegnung


Der Gruß soll immer
eine Mitteilung sein,
so das in beiden
sich etwas regt -
im Grüßenden
und im Gegrüßten.
Dann ist’s
kein leerer Gruß.1)



Gott begegnet dir
im anderen
entweder
in seiner Gerechtigkeit
oder in seiner Liebe.2)



Alle,
auch die
kleinsten Umstände
haben
ihre Bedeutung 3).



Wenn man
zehn Stunden
voneinander entfernt ist,
so hat man einander
scheinbar viel lieber4).



Wenn du
zu einem Demütigen
etwas sagst,
worin er gefehlt habe,
dann wird er es
gerade so annehmen,
wie wenn ihm einer
etwas Unreines
vom Kleide abliest.
Wen aber
die Torheit leitet,
der meint immer,
man wolle ihn
nur quälen5).



Gröbliche Vergehungen
eines Bruders,
Beleidigungen gegen Dich,
wenn er Dich misshandelt,
strafe.
Das heißt,
wenn beide
wieder recht
bei Sinnen sind
(denn im Affekt
ist man nicht ganz
bei Sinnen),
so stelle ihm
im Geist
der Sanftmut und Demut
sein Unrecht vor.6)



Solche arme Leute …
will man
mit ihnen reden,
so halten sie
nicht Stand,
schlüpfen immer durch,
hüpfen davon
wie ein Vogel,
und lenken
das Gespräch
auf etwas anderes,
damit man ja nicht
zu ihrem Herzen
komme7).



Sei freundlich
gegen jedermann.8)



Sage niemand etwas,
das nicht jedermann
wissen darf.
Und was man dir
als Geheimnis
anvertraut,
nimm mit ins Grab9).



Leute,
die so viel schwatzen,
haben keinen
oder wenig Geist.
Wenn man es
mit Ja und Nein
ausrichten kann 10)
so muss man nicht
soviel schwatzen,
dass man damit
einen Heuwagen
laden könnte 11).



© Ralf Rabemann

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1) „„Höflichkeit ist die Schwester der Nächstenliebe, die Hass abschwächt und
Liebe fördert.“
(Franz von Assisi)
2) „Der Weg zu Gott kann niemals am Menschen vorbeiführen.“ (Franz von Assisi)
3) Da für die Stoiker jedes Ereignis eine Bedeutung hat, lehrten sie auch, dass jede Situation so anzunehmen ist, wie sie uns entsteht
4) „Das Abwesende befördert die Liebe“ (Montaigne in seinen „Essais“)
5) „Wenn du einen Fehler gemacht hast und ihn nicht korrigierst, begehst du einen zweiten.“ ((Epiktet in „Handbüchlein der stoischen Moral“
6) „Selig der Mensch, der seinen Nächsten erträgt in seiner Schwäche, in allem, wo
er selbst möchte ertragen werden, so er in ähnlichem Fall wäre.“
(Franz von Assisi)
7) „Wie Steine oder Klumpen Erde sind alle, die nicht verstehen, was sie hören oder lesen. Und wenn man ihnen etwas sagt, sind sie wie ein Vogel, der davonfliegt“ ((Epiktet in „Handbüchern“, Nr.26)
8) „in jedem guten Werk wird der Gerechte geboren“ (Meister Eckhart)
9) „Das Geheimnis ist wie ein Schatz, den man nicht jedem offenbaren sollte“ (Schopenhauer in „Parerga und Paralipomena“)
10) Matthäus 5,37 „Eure Rede aber sei: Ja, ja. Nein, nein..“
11) „Der Weise spricht wenig und sagt viel.“ (Konfuzius, „Lunyu 17.4)
texte/veroeffentlichungen/kolb-immanuel/begegnung.txt · Zuletzt geändert: 2023/03/24 03:24 von rabemann
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