Leben ist der zeitlich begrenzte Versuch eines Besuchs in irdischen Gefilden, wo auch andere Lebende zu Besuch weilen, wobei weitere ständig nachfolgen wie auch Anwesende ständig hinweggehen - und keiner von allen so recht weiß, woher er kommt. Selbst darüber, dass und wie man da ist und wie man da sein sollte und wie nicht, herrscht größte Unklarheit und Verunsicherung - und wo dies nicht der Fall ist, da herrscht manchmal gar Unstimmigkeit und Streit.

Beides gibt vielen Menschen naheliegenden Anlaß, sich solche Fragen betreffend in einen Zustand fehlender oder halber Bewusstheit zu versetzen. So haben sie aus einer solchen Haltung heraus dann neben dem Vergnügen an ihrer Art der Lebensführung und Geisteshaltung noch zusätzlich das Vergnügen der Belustigung angesichts der wirren und bunten Suche der anderen, die sich Fragen stellen nach dem „woher“ und „wohin“ und „warum“ und „wann“ und „wo“ und „wie“ und dabei - was immer sie finden - in ihrer Suche nie zum Ende kommen.

Diese Suchenden haben zwar die Freude, mehr zu werden als zu sein und mehr zu sein als zu werden im Vergleich zu jenen, die einfach sind, was sie sind und die einfach werden, was es an ihnen zu werden gibt. Doch wie und soviel sie auch diese erhellenden Wege gehen mögen, so haben sie nie ein tasächliches Mehr an Haben oder an Sein als jene - denn zu keinem Zeitpunkt können sie sagen, sie hätten gegenüber diesen wirklich ein mehr an Antwort, an Sein oder an Leben. Dies aber auch nur insofern, als sie den anderen eine solche Art an „mehr“ aus ihrem Sein heraus gar nicht so erklären können, dass diese es verstehen würden - doch das ist Preis deren Seins und nicht der Preis des ihren.

Nun wissen dabei manche von solchem so viel in sich zu finden, daß sie es sich noch nicht einmal sich selbst erklären können. Diese leben dann nochmals ein ganz anderes Leben - wobei wiederum diesen aus einem solchen Leben heraus die einen so sind, wie denen die anderen und sie dann zugleich den beiden ebenso fern gelten wie jene den einen.

© Ralf Rabemann

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