Das Eine



Das grosse Kreis(s)en

Ständig windet alles sich

zum Größer und zum Weiter,

doch mühet man vergebens sich,

drehet sich im Kreise leider.


Was daher allen einzig bleibt,

das ist das letzte Eine.

Diesem Einen sind wir alle nah

daneben liegt uns alles kleine.



Alles hat ein Sein

Es gibt ein Sein,

in dem alles ist eins,

denn alles hat

in diesem ein Sein

oder hat keins.



Daher ist alles nur,

indem es ist

in diesem einen -

sonst wäre es keinem

und hätte kein Sein.



So hat alles in ihm

genau dies einzige Sein

und hat nur daraus

sein eigenes Sein -

sonst wäre es nicht

und schien dann nur

ein Bestimmtes zu sein.



Das Sein dieses Einen

hat zum einen ein Sein

wie all die ihm sind,

zugleich hat es ein Sein

aus dem Sein aller,

die als Sein in ihm sind,

sonst könnt es nicht sein.



Hätte dieses ein Sein

den andern gleich

könnte alles nicht sein

nur durch dies eine.



Dieses ist allen,

so wie es ist

nicht wie alles andere,

das da in ihm ist,

weil ihm sonst fehlte

dies Eine,

dieses Selbstich.



So ist dieses Eine

das ewig Ureine,

das ewig ist,

zugleich ist

auch nicht,

eben weil es

das eine Ganze aller ist,

bestehend aus dem aller Sein,

als das allen Ganzes

welches allen ist

für immer ein Sein.



Das eine Sein

Keines gleicht dem anderen,

aber alles gleicht

vollendet in sich

dem einen für sich Einen,

welcher ist das All-Eine,

das jedem anderen ist

das eine Erste

und letzte Eine.



Denn alles ist für sich,

aber alles zusammen

ist und bleibt dieses Eine,

denn alles Seiende

ist Teil dieses Einen

und hat zugleich

sein ganzes Sein von ihm,

welches ist ein Ganzes

all diesen Teilen,

welche von ihm sich teilten

und welches all diesen ist

vollendetes Ganzes als Ganzes

ganz vollendet in sich,

und diesen dies seiend

als eben dies.


Wirkend zur Ganzheit

jedem seiner Teile

als das jedem erste Eine,

wirkend ihrem eigenen

wie auch dem letzten Sein

als Spiegel, als Urbild und Keim

des einen ersten,

letzten und ewigen Sein.



Lass das Kämpfen!

Denn bei jedem Kampf

wirst Du verlieren.

denn im Kampf verliert jeder mehr,

als ihm zugute kommt,

indem jeder trennende Kampf

allen Seiten nur schadet,

selbst wenn eine dieser Seiten

im Kampf zu siegen scheint.



Denn was einem Kämpfenden

verloren geht auf diese Weise,

das nützt keiner anderen der Parteien,

die sich da entzweien im Nichteinen,

sondern weitet nur

deren Abstand vom Einen,

in dem immer alle einig sind

und immer einig bleiben

und schwächt so

aller Sein in ihm

wie auch das Sein dieses Einen

in seinem ganzen Sein.



Und selbst, wo ein Streiten

zu nützen scheint einem,

der weit ist von den Streitenden,

da hält es auch diesen

fern ab von seinem Sein

und seinem Weg in diesem Einen,

statt ihm zu weisen

sein einzig wahres Sein

als ein Sein

aus nur dem Seinen.



So gerät das Streiten

denen zum Gleichnis,

die da haben ein Sein

weitab von dem Einen,

aus dem hat alles das Sein

und die dennoch verlangt

nach einem anderen Sein

als dem in diesem Einen,

nur weil sie meinen,

sie wären von diesem

gelassen allein

oder weil sie meinen,

ohne dieses eine könnten sie sein

oder weil sie meinen,

sie könnten so haben

ein höheres Sein als in ihm.



Und wenn man meint,

das eine Uneine könnte stärken

ein anderes uneines Sein,

weil es wie dieses erscheint

gelassen vom Einen allein,

so könnten dennoch diese beiden

ohne das Eine nicht sein,

denn ohne dieses eine

sind alle um so schwächer,

je länger sie weilen allein.



So entsteht

jenseits des Einen

an anderem Sein nur das eine,

dass die sich Fernenden vom Einen

sind darin sich eins,

daß sie sind und bleiben

dem Einen und auch einander unein.



So sind sie uneins mit ihm, dem Einen,

weil sie nicht finden, sich zu einen,

um mit sich und unter sich

und mit diesem einen Ganzen

ganz einig zu sein,

welches ist das Eine Aller und das Aller Eine

und deshalb sind sie nur darin eins,

daß sie sind alle für immer allein.


Was also entzweiend ist vom ewig Einen,

steht nur für das Uneine allein

und scheint nur zu stärken die Uneinen,

die dann sind in diesem allein,

so daß deren einsames Kämpfen

nicht nur gegen alles andere steht,

sondern auch gegen sich selbst

und sich diese in Wahrheit nur einig sind

im Alleinsein von sich

wie auch im Alleinsein vom Einen,

ohne darüber hinaus

auch nur etwas anderes

als nur uneinig mit dem Einen

und mit allem zu sein,

mit welchem man nicht will einig sein.



Daher wirkt jeder Kampf

in alles Andere als unein hinein

und wirkt so auch in das Uneine an sich hinein

und ist in ihm nur einig gegen die Einung

mit dem ganzen Einen,

und ist in ihm nur einig gegen das eine Ganze darin,

und ist in ihm nur einig gegen das Eine Aller

und ist in ihm nur einig gegen das Aller Eine

und wirkt in ihm nur zusammen mit all dem Uneinen,

um mit diesem gegen alles andere uneins zu sein

und wirkt in ihm nur zusammen mit all dem Uneinen,

um mit diesem dann darin einig zu sein,

zu wirken zusammen mit all dem Uneinen,

statt sich zu einen mit dem aller Einen,

in dem alles Eine sich eint.

So eint man sich mit dem Uneinen

nur in seiner Trennung vom Einen,

in welchem dennoch alles andere sich eint.



Darum lasse man das Uneine sein,

sonst ist man allein

und begebe sich in Schutz

und Obhut

und Sein

des Einen hinein.



Wirken und Ruhen im Einen

In allem, was ist

und in allem, was lebt

da wirkt und ruht das Eine

- so wirkt und ruht das Eine

auch in dir.



Wirkend an dir

bewirkt das Eine dein Werden

und so wird dir allmählich

sein Wille zum Sein -

zu einem Sein im Ganzen, dem Einen,

in dem alle sich einen

und in dem alles sich eint.



Hierzu finde auch

das deine sich ein,

denn so wird alles deins

in ihm, dem Einen

und alles ist eins in ihm

und alles von ihm ist eins mit dir

und alles von dir ist eins mit ihm.



So ist alles eins in ihm

und alles in ihm ist eins mit dir,

denn alles ist einig in ihm,

und alle sind einig mit dir,

wenn das Eine wirkt in dir.



Wirkend in dir

wird es deinem Leben zum Teil,

denn so wirst auch du

Teil dieses Einen,

in dem alles wird eins.



So wird auch das deine

völlig einig mit dir,

denn alles ist eins mit ihm,

in dem alle sich einen,

weil alles sich einet mit ihm

und alles wird einig in ihm

- so auch das deine

wie auch alles, was da ist

noch uneins mit ihm

oder noch ist uneins mit dir.



So wird alles dir eins

in ihm, dem Einen

und alles von ihm wirket in dir

und alles von dir wirket in ihm -

so ist alles eins in ihm

und alles ist eins in dir,

wenn das Eine wirkt in dir.



Ruhend in dir

bleibt mit ihm, dem einen

erhalten all das,

was sonst dir täglich vergeht

zwischen all den Schritten,

die dein Leben dir geht,

wenn du bist

noch nicht einig mit dir

oder wenn du bist

noch nicht einig mit ihm.



Denn ständig mindert

dein Gehen dir weiter

dein Sein in der Zeit,

aber dein Gehen mit ihm,

dem Einen

wird dir ein Wandel

vom Werden im Sein

zu einem werdenden Sein

während deines Lebens Zeit,

weil deine Wege ruhen in ihm

als ein vergehender Schein

in seinem bleibenden Sein.



So wirst du bereit

für die Ruhe im Einen

und so ruhst du ständig in ihm,

denn all das Eine, das ruhet in dir

und alles, was ruhet in ihm,

das ruhet auch dir,

denn alles ist eins in ihm

und alles ist eins in dir,

wenn du ruhest in ihm.



Ruhend bei ihm, dem Einen

ruht alles um dich in ihm,

was sonst dir widerstrebt

oder andere Wege geht

als die deinen,

denn du wirst zu einem,

der nur seine Wege geht -

dann sind deine Wege

die Wege des Einen

und dieses eine

hat an Wegen nur diesen einen:

den Weg, auf dem alle sich einen

und auf dem alles nur geht.



Wenn du bist eins mit ihm,

und auch mit all den Menschen um dich,

dann wird sein Weg zu dem deinen,

den du dann gehest mit ihm.

So wird dieser Weg eins mit dir

und du wirst ganz einig mit ihm

und durch ihn auch eins

mit deinem Weg

und auch mit allem,

was dieser bewegt,

denn dieses Eine

ist ein einziges Sein

und zugleich ein einziger Weg

als ein Weg, in dem alle sich einen

zu dem einem Gehen

in das eine Sein,

das es letztlich nur gibt.



So wirst du bereit für das Ruhen im Einen

und kannst gehen und ruhen zugleich

und alles, was geht

und alles, was noch nicht geht

das ruhet in ihm, dem Einen,

in dem alles ist eins.



Und alles ist eins in ihm

und alles ist eins in dir,

wenn du gehst diesen Weg.



Ruhend in ihm

hast immer du Führung,

wohin auch immer du strebst,

denn in ihm, dem einen

gibt es ein Streben nur

zu dem Einen,

also zu ihm und durch ihn

zum Einen aller und zum aller Einen,

und zum Einen in dir

und dadurch zum Ziel,

ganz in ihm zu sein

als ein Ganzes in ihm.



Mit diesem Streben zum Einen

über das Streben nach dem Einen in Dir

strebst du zu diesem einen

nur möglichen Sinn

und zu diesem einen

nur richtigen Weg

und machst dich bereit

für die Wege des Einen

und kannst gehen die Wege,

die du da gehst

und die Wege des Einen zugleich.



Denn alles was geht,

das beginnt in ihm, dem Einen

und geht durch ihn seit Ewigkeit

und endet schließlich in ihm,

um in ihm für immer zu sein -

denn diese Eine aller,

dieses eine Ganze

und nur dieses Eine:

das bleibt!



Vom Verstehen des Einen

Alles ist ewig nur

in ihm, dem Einen,

und deshalb wollen

manche gleich

verstehen es,

obwohl es

auf diesem Weg der Dinge,

den man kennt

und den man geht,

nicht wirklich

zu sehen und

zu verstehen ist.



Denn was dem Verstand

zugänglich ist

und deshalb immer auch

vergänglich ist

und sonst nichts

über dieses hinaus,

das ist oft nur,

was man meint,

das es sei,

damit der Verstand

das eine vom anderen

unterscheide

oder auch vereine

aus nur seiner Sicht,

die immer eine andere ist

von den vielen,

die es da gibt

und in denen dann jeweils nur

ein Einzelnes

insofern ein Ganzes ist,

wie es eben diesem einen ist

mit seiner einen kleinen Sicht

vom Ganzen und vom Einen,

wo dann ein Einzelnes

nicht Teil des Ganzen ist,

sondern diesem ist

ein Ganzes für sich,

als gäbe es das große Ganze nicht,

so daß ein solcher Verstand

dann auch gleich meint,

er verstände das Ganze,

indem er das Ganze

wie eines seiner Teile

zu verstehen strebt,

obwohl doch jeder Teil

in diesem Ganzen

immer ein Teil nur ist,

der nur für diesen Teil dann steht,

wenn er so steht für sich.



Näme man jedoch das Ganze als Teil,

so gäbe es dann diesem schon

sein Ganzes nicht,

und wäre auch als Teil dann nicht -

denn er hätte weder als Ganzes ein Sein,

weil man dieses ja nimmt als Teil,

noch hätte es ein Sein als Teil,

weil ihm fehlt sein Ganzes dann.



Deshalb hat

ein jeder Verstand

letztlich nichts ausser sich,

wenn ihm ein Teil des Einen für sich

so wie ein Ganzes ist,

als wäre das so einzeln Besehene

das eine Ganze schon,

obwohl es das nicht wirklich ist

und als gälte sein Sehen

auf das Eine

als ein Blick aufs Ganze schon,

obwohl es dann ist

genau das nicht.



So will der Verständige

- kaum sieht er es -

ein einzelnes Teil,

welches ihm Ganzes soll sein,

nur weil er es nimmt

als ein mehr an dem,

was es ist aus sich,

dieses allein deshalb schon

als ein Teil

sehen und verstehen,

damit es ihm selbst

recht ähnlich ist

oder wird oder scheint,

indem es ihm

verständlich scheint zu sein,

ohne dass er tatsächlich versteht,

was ein Ganzes ist

und welches nicht

und was ein Teil im Ganzen ist

und was es ist nicht.



Auch will der Verständige,

kaum ahnt er das Sein des Einen,

dieses gleich als Ganzes verstehn,

indem es ihm gelte

als endliches Teil

- wohl auch, damit dieses

ihm ähnlicher sei,

denn so meint er

zu begreifen das Ganze,

indem er es sieht

wie einen seiner Teile

und damit gleich sich,

doch geht auf diese Weise

sein Begreifen vorbei

und so irrt er sich in dem,

wie es ist,

dieses Ganze des Einen,

wenn er hier meint,

daß er dann allein deshalb

nicht mehr vergänglich ist,

nur weil es ihm dann scheint,

dies nicht mehr zu sein

allein durch dies,

daß er das Ganze sieht als Teil

und damit gleich sich.



Aber mag auch das Einzelne

dem Ganzen

recht ähnlich scheinen,

dann wärs für einen,

der dies so sieht,

vorbei mit seinem Sehen,

vorbei mit dem Sehen des Einen,

und vorbei mit jeglicher Ahnung

des ganzen Einen,

welches ich meine.



Denn das, was ich meine

und das, was da ist,

indem es ist

und zugleich ist auch nicht,

das ist nicht wie all das,

was da ist

und was da zu fassen

und zu verstehen ist

vom ganzen Einen,

denn es ist viel mehr

als jedes andere eine,

das da ist

und von dem man meint,

das es sei,

und von dem man meint,

daß es zu verstehen sei,

denn es ist mehr als all das andere

vom ganzen Einen,

dass in ihm und von ihm

zu sehen und zu verstehen ist.



Denn gerade, wo man meint,

das Ganze zu verstehen,

da ist das Ganze

nicht mehr zu sehen

und gerade wo man meint,

es fassen zu können,

da wird es unfaßbar schon,

so dass sich dies verneint,

wenn man als Mensch

und damit als Teil von ihm

das Ganze zu fassen meint.

So fassen es

nur die ein wenig,

die das Ganze weniger

zu fassen suchen

und je mehr sie es lassen sein

als das, was es ist:

als ein Sein, das da ist

und zugleich ist auch nicht,

weil es nicht ist wie alles das,

was uns Teil von ihm ist.



Genau so ist alles Sein

und genau so

ist unser aller Sein

und genau so

ist das Sein dieses ganzen Einen,

in dem alle sich einen

und in dem auch wir sind einig ebenso

und an dem wir sind teilig -

ewig teilig an ihm, dem Einen,

ob wir es verstehen

oder auch nicht.


© Ralf Rabemann

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texte/gedichte/das-eine.txt · Zuletzt geändert: 2019/05/07 23:14 von rabemann
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