Fortsetzung

Um beispielhaft die Verflechtung symbolischer und mythologischer Inhalte in Bildern Rabemanns mit realen Gegebenheiten seines Seins aufzuzeigen, wurde ausgehend vom Symbol der Krone auf das Thema „Eigenart“ verwiesen, was im wörtlichen Sinn als der Vorgang eines Seins genau der eigenen Art verstanden wird.

Davon ausgehend wird hier zunächst erläutert, in welcher Weise Rabemann als Künstler Individualität lebt und auch leben will.

Im weiteren wird durch „Erste“ und „Zweite“ (analog zu vielen Bildinhalten) hingedeutet auf die im künstlerischen Tun gelebte inhaltliche Parallelität zwischen „Sein“ und „Im Tun werden“.

Scheinindividuation als "so tun als ob"

Rabemann bemerkt zu diesem ihm ““ unter vielem anderen rätselhaften Phänomen der Moderne “ folgendes:

Wenn sich einer einen bunten Hut aufsetzt, nur UM damit anderen gegenüber in die Sonderrolle eines Andersseienden zu geraten, so entwertet er schon damit allein all diejenigen, welche vor ihm wirkliche und wirkende Sonderwege gegangen sind und bei denen solchiges in beliebig vielfältiger oder auch spärlicher Form echte Zeichen ihres Weges waren und nicht zur blossen Funktion eines sich anders Zeigenwollens verkommene und daher nur peinliche, in der Neuzeit fast immer im wahren (Un)Sinn „aufgesetzte“ Signale als Zeichen eines geradezu krankhaft verirrten Strebens nach einem ersatzhaften „so tun als ob“.



Die andere Entwicklung ist die, daß sich die ja oft selbst dafür noch zu schade sind, dann doch wenigstens dieses von ihnen angestrebte verlogene Schauspiel einigermassen gekonnt zu spielen.

Noch trauriger ist da nur, daß man hier denen sogar noch recht geben muß, wenn sie heute keinerlei Anlaß mehr sehen, bei Ihren Diebstählen an Vergangenheitsformen gelebter Individualität wenigstens ein Mindestmaß an Authentizität oder Glaubwürdigkeit einzuhalten. Denn in unserer Gesellschaft herrscht inzwischen eine solche Dummheit, kulturelle Flachheit und Einheitlichkeit, daß es wohl bald vollends genügen wird, wenn einer zur Beanspruchung und Kenntlichmachung seiner genialistischen Ausnahmeerscheinung seine Bilder mit einer Katzenpfote malt, die er um den Hals trägt.



Gerade im ersatzhaften Gebrauch sieht Rabemann sogar eine Umkehrung des scheinbar gezeigten Inhalts:


Wenn einer darauf Wert legt, zu zeigen, dass er einen eigenen Weg gegangen sei, dann ist das nichts weiter als die Verweigerung, diesen wirklich zu gehen - und je bunter die Zeichen des Zeigenwollens werden, umso mehr halten sich diese in ihrer selbstgewählten Angepasstheit im Grunde gefangen und umso peinlicher werden diese Zeichen gewordenen Lebenslügen. 1)

1) alle Zitate aus „Über die Freiheit der Kunst“, Ralf Rabemann 2005
stuttgart/kuenstler/art/eigenart_erste-abgrenzung_mehr.txt · Zuletzt geändert: 2013/05/27 17:58 von rabemann
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