======Natur====== \\ ====Erwachen==== >Gott schläft \\ >in den Steinen,\\ >träumt zum Bilde sich\\ >in Pflanzen und Tieren\\ >und auch im Menschen,\\ >um dann erschreckend\\ >und erfreuend sich zugleich\\ >all denen zu erwachen,\\ >die ihn auch wachen lassen.\\ \\ \\ ====Der Luftballon==== >Es wuchs einmal\\ >ein Luftballon\\ >an einer Kokospalme,\\ >dem war vor dem Fallen\\ >gar so bang,\\ >dass er verzagte\\ >immer wieder -\\ >jedoch,\\ >als er herangereift\\ >so köstlich prall\\ >und seine Brüder\\ >fielen all,\\ >da wurde er vom Wind\\ >ganz sanft\\ >hinfort geweht\\ >und kam herab\\ >nie wieder.\\ \\ \\ ====Jahres Zeiten==== >Ein Frühling geht \\ >durch dieses Land,\\ >doch findt er nichts,\\ >daß der Erweckung lohnt -\\ >da geht er.\\ >\\ >Ein Sommer geht\\ >durch dieses Land,\\ >doch findt er nichts, \\ >das der Erreifung lohnt - \\ >da geht er.\\ >\\ >Ein Herbst geht\\ >durch dieses Land,\\ >doch findt er nichts,\\ >das sich der Ernte lohnt -\\ >da geht er.\\ >\\ >Ein Winter geht \\ >durch dieses Land\\ >doch findt er nichts,\\ >das der Bewahrung lohnt - \\ >da geht er.\\ >\\ >So geht einmal\\ >ein kalter Wind\\ >durch dieses Land\\ >und es wird sein\\ >dies erste Jahr\\ >von vielen noch,\\ >in denen dann \\ >so gar nichts geht.\\ \\ \\ ===Der Regenbogen und die Sehnsucht nach Glück=== >Glück Suchende\\ >finden keinen Regenbogen\\ >Die laufen wie wir alle \\ >nur nach seinem Schein \\ >Und weil dieser so groß ist, \\ >laufen alle genau da hin,\\ >wo der links oder rechts \\ >mit seiner hellbuckligen Pracht\\ >unsere Welt scheint zu rühren.\\ >\\ >Aber wenn wir dort ankommen, \\ >dann ist dort nur noch\\ >eine kleines Stück \\ >karge Erde zu sehn. \\ >Und dieser große, dicke\\ >bunte Bogen himself \\ >ist uns dann plötzlich verschwunden. \\ >Aber nur, weil wir da stehn \\ >- weit weg von daheim. \\ >Denn dort, ganz nah bei ihm stehend,\\ >also da, wo er uns kurz davor noch\\ >schiene zu sein und vielleicht \\ >auch andern noch scheint, \\ >da verschwindet der uns sofort in Gänze.\\ > \\ >Aber dort, wo er gerade noch war,\\ >da sitzt dann immer ein alter, \\ >farblos ergrauter Mann \\ >(und nie eine Frau...) \\ >mit Zahnlücke, der uns sagt,\\ >er hätte einmal bunt \\ >vom Glück geträumt \\ >und das wäre in einem Garten\\ >unter einem Baum vergraben.\\ >\\ >Und dann beschreibt er \\ >die kleine karge Wiese \\ >in deinen Garten zuhause, \\ >das Stück Wiese unter dem \\ >dort einzigen Baum. \\ >Und wenn Du wieder \\ >heim fährst und Dir \\ >unterwegs noch eine \\ >Schaufel besorgst, \\ >dann kommst Du deinem Glück\\ >schon sehre bald wieder näher. \\ >\\ >Blöd nur, dass ich keinen Garten habe\\ >und selbst schon ein alter Mann \\ >mit Zahnlücke bin.\\ >Also warte ich ab, bis einer \\ >zu mir kommt mit seinen Träumen\\ >vom Glück und mit dem Wahn, \\ >er hätte bei mir etwas \\ >großes Buntes leuchten gesehn\\ >oder der mich begeistert \\ >nach egal etwas frägt.\\ >Und dem beschreibe ich dann\\ >eine kleine, karge Wiese. \\ >Eine kleine, karge Wiese \\ in seinem Garten zuhause - \\ >und dort genau unter dem Baum.\\ \\ \\ ====Die Säge==== >Es biß sich mal \\ >die Säge\\ >ach so tief\\ >ins Holz hinein.\\ >doch keines ihrer Zähnchen\\ >wollt's danach \\ >gewesen sein.\\ \\ (c) Ralf Rabemann \\ {{tag>Gedichte Natur}} <= [[/texte/gedichte/start|zurück]]\\ => [[/texte/gedichte/der-mensch-an-sich]]\\ => [[/texte/gedichte/ich]]\\ => [[/texte/gedichte/liebe]]\\ => [[/texte/gedichte/wahrnehmungen]]\\ => [[/texte/gedichte/orte-und-wege]]\\ => [[/texte/gedichte/sein-und-werden]]\\ => [[/texte/gedichte/das-eine]]\\ => [[/texte/gedichte/gestern-und-heute]]\\ => [[/texte/gedichte/uebersetzungen]]\\ => [[/texte/gedichte/wortspiele]]\\